Der Herr Züchter und die dicke Prinzessin



Kleines Rätsel zum Einstieg. Was haben die folgenden Bilder gemeinsam?




4 Zwerge
von links nach rechts bzw. Nummer 1 bis Nummer 4: Todi (*2001 +2015), Flip (*2005 +2011), Polly (*2007 +2008), Miss Jones (*2007 +2011)



… Mmmhhhh, erster Blick … alle schon verstorben … das ist natürlich sehr traurig … dann ist auf jedem Bild ein Wellensittich zu sehen! … klasse, richtig erkannt … ebenso auffällig ist, dass eigentlich jeder Zwerg in irgendeiner Form auf oder in der Hand sitzt … vor allem aus den beiden letzten Punkten lässt sich doch beinahe unmissverständlich schlussfolgern und somit scharfsinnig kombinieren, dass es sich bei den vier Zwergen um … Tadaaaa … Wellensittichhandaufzuchten handelt. Und da ich es letztens schonmal angesprochen hatte, war das jetzt bestimmt nicht allzu schwer zu erraten. Um nochmal auf die vorangegangene Infozeile und den in jüngster Vergangenheit vermehrten Hilferufen überforderter Wellensittichausbrüter zurückzukommen ein paar Zeilen mehr zu diesem Thema und damit dem unangefochtenen Dauerbrenner unter den Telefonaten und E-Mails.

Handaufzuchten sind ein extrem beliebtes Thema unter Wellensittichliebhabern und potentiellen Haltern. Fast jeder träumt davon und hätte so gerne auch mal einen mehr als nur zutraulichen Knirps, der einem kaum mehr von der Seite weicht, ganz gleich welch unnatürliche Charakterzüge der Wellensittich durch diese Extremvariante der Vermenschlichung auch annehmen mag. Deswegen bekomme ich hierzu auch mehr als genug Anfragen, ob ich denn nicht auch von Hand aufgepäppelte Wonneproppen im Angebot hätte. Und so süß die superzahmen Kleinpapageien auch sein mögen mime ich hier jetzt vielleicht für viele unverständlich einen auf gemeinen Spielverderber. Denn bei mir gibt es solch in ihrem zutraulichen Wesen äußert anmutige Krummschnäbel nicht. Aber warum nicht, wenn das Bild da oben das Gegenteilige behauptet? Bei diesen Zwergen handelt es sich um Nothandaufzuchten, die ohne das Zutun des Menschen nicht überlebt hätten. Da ich eben genau zu diesem Thema auch viele Fragen bekomme, was man bei einer Handaufzucht im Notfall beachten muss, wenn bei der Brut etwas gänzlich danebengegangen ist, beginne ich den nachfolgenden Text, der weder ein Märchen noch an den Haaren herbeigezogen ist, doch tatsächlich mal mit einem verklärten …

Es war einmal …

Miss Jones … Wieso ich mir jetzt gerade die dicke Prinzessin als Anschauungsobjekt herausgesucht habe? Nun bei ihr habe ich damals ein paar Fotos mehr gemacht als bei den anderen Handaufzuchten, die ich nun im Nachhinein noch verwenden kann. Deshalb stellvertretend für alle meine Nothandaufzuchten eben die kurze Geschichte dieser molligen Maus.

Mal wieder die allseits beliebte Frage nach dem "Warum?".
Was bringt eigentlich die frisch gebackenen Eltern dazu, seinem Sprössling so übel zuzusetzen oder ihn im schlimmsten Falle gar grausig in die ewigen Jagdgründe zu verweisen? Denn nicht immer ist der Mensch der Auslösefaktor für eine Handaufzucht, weil dieser ein paar wichtige Dinge vor einer Brut vielleicht nicht bedacht hat. Auch unsere Fauna spiegelt die menschlichen Abgründe gekonnt wieder, da muss man einfach mal ein klein wenig genauer hinschauen. Wieso sollte es in der Tierwelt auch anders zugehen als bei uns evolutionär weiterentwickelten Primaten? So kann eben auch das Umfeld in einem Wellensittichschwarm kann ganz schnell dafür sorgen, dass man als Schutzbefohlener ungewollt an kreischenden Nachwuchs gerät.



Plattenbau Hermann Hermine
Lagerkoller im Plattenbau. Bevor es vor einigen Jahren zu dem Kammerspiel in meinem kleinen Zuchtraum gekommen ist, waren meine Wellensittiche in zwei geräumigen Außenvolieren und einem kleinen Schutzhäuschen untergebracht. Trotz des großzügig bemessenen Geheges kam den unter den 150 Schwarmmitglieder auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Die Brut lief damals noch in einer Kolonie ab, ähnlich der wolllüsternen Massenveranstaltung, die zur Brutzeit in Australien stattfindet. Bei solch einer Brut in einem Konglomerat aus unterschiedlichsten Charakteren und ungeliebten Untermietern in Form von Nymphensittichen und Kanarienvögeln war natürlich auch nichts mit einem ganz persönlichen Stelldichein eines potentiellen Brutpärchens. Die schönsten Wohnungen zur Kükenaufzucht waren stets die höchstgelegenen. Das allein sorgte oft schon für Konfliktpotential trotz reichhaltiger Alternativen. Dann bussierte auch manch gefiederten Schürzenjäger neben der Brut charmant mit anderen Damen. Das sorgte für Unverständnis und Zorn einiger Ehefrauen. Der Unmut war dann nicht nur den eigenen Gatten, sondern auch den Kindern gewiss. Wiederum andere Mädels bekamen nicht ihren gewünschten Göttergatten oder schauten neidisch auf das Familienglück anderer, wenn sie selbst keine Eier legen konnten und zerstörten deshalb in ihrer Missgunst mit Vorliebe ganze Nachkommenschaften, ganz gleich ob erst abgelegt oder schon ausgebrütet. Wiederum andere Eltern fühlten sich mit ihrer Situation überfordert und ließen dies die Küken spüren. Paul lässt da an dieser Stelle freundlich grüßen. Dennoch besitzen auch Wellensittichmamas einen siebten Sinn, bemerken sie es doch wenn die Küken zu schwach für ein Überleben sind oder wenn diese an Krankheiten leiden, die der Mensch mit einem Blick auf das scheinbar äußerlich gesunde Tier nicht erkennen kann. Dann gibt es auch manchmal den Fall, dass die Mutter durch die Strapazen der Brut ihren Dienst quittiert oder gar überraschend verstirbt. Die vorangegangenen Zeilen zeigen also, dass die Gründe für verschmähte, verletzte oder gar verstorbene Küken sehr vielfältig sein können. Und da gibt es noch einige andere Dinge, die mir jetzt auf Anhieb gar nicht einfallen. Auch wenn manche Wellensittichhalter und -züchter die Einzelbruten in Zuchtboxen für als nicht natürlich erachten, so habe ich, bis auf kleinere Ausnahmen, hier die besseren und für mich stressfreieren Erfahrungen gemacht. Eine Einzelbrut schützt nicht vor groben Handlungen der Eltern gegenüber ihren Küken. Aber die ungewollte Interaktion mit anderen Störenfrieden ist schonmal gebannt. Da muss ich jetzt gleich mal auf Holz klopfen, damit das auch so bleibt. Gestatten, Hermann und Hermine. Ein hübsches Pärchen aus dem weiß-blauen Freistaat, welches bei mir damals als ältere sehr bruterfahrene Unterstützung in den Schwarm eingezogen ist. Die zwei drallen Standards haben ihre zweite Brut nicht so schön durchgezogen wie ihre erste. Was letztendlich der Auslöser für ihre Tat war, ihr Einzelkind zu verstoßen, blieb ungeklärt. Doch blutverschmierte Bärtchen sprechen oft schon Bände, ohne dass es weiterer Worte bedarf. Alleinig will ich ihnen die Schuld aber nicht in die Schuhe schieben, denn auch vereinzelte Damen und Herren des übrigen Schwarmes hatten ein rot gefärbtes Gefieder um ihre geschärften Schnäbel. Das Leben als Wellensittichküken ist somit alles andere als einfach. Nicht auszudenken, was Miss Jones oder die anderen drei Handaufzuchten hier alles mitgemacht haben. Doch auch hier greift oft der Instinkt der Wellensittiche, wenn dieser manches Mal auch fehlgeleitet sein kann. Geschwächte oder krankte Tiere würden im harten Überlebenskampf in freier Natur den übrigen Schwarm nur aufhalten oder gefürchtete Fressfeinde anlocken. So wird ein ausgestoßenes Tier oft getötet und … ich hoffe das Mittagsessen ist schon verdaut … durchaus mal energiebringend verwertet. Ja, das traut man den munteren und flauschigen Gesellen so ganz und gar nicht zu.


MJ - Mieses Karma MJ - Küken
Mieses Karma. Wie das Bild verdeutlicht wurde der kleinen Dame übel zugesetzt. Als ich sie damals im Alter von zweieinhalb Wochen bei der abendlichen Kontrolle gefunden hatte, lag sie schon mehr tot als lebendig auf dem kalten Volierenboden begraben unter dem Einstreu. Aus dem höchsten Nistkasten geworfen, hatte sie den gut zwei Meter Sturz überlebt, nur damit sie dann grausam gepiesackt wurde. Wellensittiche sind, wie weiter oben bereits angemerkt, manches Mal ein gemeines Volk. Nicht jedes Küken schafft es zurück ins Leben. Zu geschwächt durch die Attacken der Eltern bzw. anderer Wellensittiche oder auch durch mangelnde Fütterung der Hennen kommen viele Küken nicht mehr zu Kräften. Als verantwortungsbewusster Züchter hat man in besonders hoffnungslosen Fällen auch die Aufgabe, ein nur noch leidendes Jungtier im Falles des Falles auch zu erlösen oder sich hierbei Hilfe bei einem Tierarzt zu suchen. Da das ziemlich hart und vielleicht auch unmenschlich klingt, möchte ich noch ergänzen, dass es sich hierbei um Küken handelte, die von ihren Erziehungsberechtigen oder Artgenossen in sämtliche Einzelteile zerlegt wurden und nur noch unter Schmerzen japsend ihren endgültigen Frieden finden wollten ... und das ist noch die schonende Ausdrucksweise. Zum Glück kommt man in solch eine betrübliche Situation nur sehr selten. Ich kann diese Begebenheiten nach all den Jahren an einer Hand abzählen. Aber das gehört zum Zuchtalltag genauso dazu wie das Fotografieren von plüschüberzogenen Küken die putzig in die Kamera linsen.


MJ - Erstversorgung MJ - Raubtierfütterung
Doch es gibt auch noch Hoffnung. Miss Jones war ausgekühlt, halbtot und völlig ramponiert. Die Wärme der Hand und scheinbar gefühlte Fürsorge reaktivierte ihre scheidenden Lebensgeister. Ihr skalpiertes Köpfchen habe ich damals aus der Not heraus genauso versorgt, wie in Kindheitstagen schmerzende Schürfwunden an Knien oder Ellbogen. Silberpuder hat die blutende und nässende Wunde im Nu versiegelt, im wahrste Sinnes des Wortes. Denn für die nächsten Wochen trug die junge Dame ein schimmerndes Helmchen aus Metall. In den ersten Minuten kam noch ein wenig roter Lebenssaft aus ihren Nasenlöchern und sie lag total erschöpft im Nistkasten, der auf einer Heizmatte stand, damit sie nicht weiter auskühlte. Nach wenigen Stunden Regeneration hatte sie sich aber dazu entschieden, verzweifelt piepsend um ein wenig Futter zu bitten … versuchen kann man es ja, vielleicht kommt die Mama ja doch wieder zurück. Aber so war es nicht. Die Alternative? Der Herr Züchter und sein Gefolge. Denn als das Magengrummeln nicht mehr zu ignorieren war, spielte auch die Gestalt der Futtergeber keine Rolle mehr. Was macht man jetzt mit so einem Zwerg? Das Gute an der schlimmen Situation war, dass Miss Jones mit ihren zwei Wochen schon recht alt war. In diesem Alter sind die Küken nicht mehr auf die Kropfmilch der Henne angewiesen und gemessen am frisch geschlüpften Küken, relativ robust. So wäre es ungleich schwerer einen neugeborenen Nestling erfolgreich großzuziehen, wobei hier passende Nährlösungen auf dem Markt vorhanden sind. Bei Miss Jones reichte ein Mix aus eher pampigem Handaufzuchtfutter und wohlschmeckendem Eifutter, wobei ich das eher grobe Eifutter noch kleingemörsert hatte, damit es spritzengängiger wurde.


MJ - Feinschmeckerbuffet MJ - Das erste Löffelmonster
Buffet für wahre Feinschmecker. Nicht zu dick, nicht zu dünn ... der Nahrungsbrei benötigte die korrekte Viskosität und Temperatur, damit das Küken den Brei gut schnäbeln konnte. Angerührt mit ein wenig Warmwasser hatte sich Miss Jones mit ihrem Schicksal arrangiert und allen Mut und alle Kraft zusammen genommen um wieder auf die Füßchen zu kommen. Recht schnell stellte sich heraus, dass die Dame sehr gerne und vom allem viel futtert. Und so war die Menge, die häppchenweise aus der Spritze gedrückt wurde, nach wenigen Tagen schon viel zu wenig und alsbald futterte sie eben gleich von jenem Löffelchen, das eigentlich dazu genutzt wurde, um die Spritze mit dem Brei zu füllen. Schlau war das junge Fräulein und das machte die Aufgabe für die auserwählten Ernährer um einiges einfacher. Den Trick mit dem Löffel wende ich noch heute bei Küken an, von denen ich den Eindruck habe, dass sie zu wenig zu fressen bekommen. Die meisten der Zwerge springen auf die ungewöhnliche Futtergabe recht schnell an und selbst unter meinen Schwarmwellis befinden sich diverse Löffelgourmets.


MJ - Miss Jones bekommt nicht genug MJ - Schlummersittich
Kalorien ohne Ende. Miss Jones war eine wahre Weltmeisterin im Futtern. Und das war auch gut so. Denn ein Kaloriendefizit bei Küken im Wachstum kann fatale Folgen haben. Neben Schäden an den inneren Organen, ein schlechtes Federwachstum, bis hin zum Tode sind bei schlechten Essern fast alle schlimmen Eventualitäten vertreten. Aber bei dem kleinen mopsigen Gör musste ich mir keinerlei Gedanken machen. Als ihre Fütterer eines Tages nicht schnell genug mit dem Löffelchen voll Brei waren, hat sie einfach selbst angefangen das Aufzuchtfutter aus dem Schüsselchen zu picken. Hierbei musste man die junge Dame sogar ein wenig bremsen, denn sie hat rigoros alles aufgeschnäbelt, was ihr aufgetischt wurde. Zudem war es ihr schnurzpiepegal egal, wer ihr das reichhaltige Mahl kredenzte. Andere Küken sind da schon wählerischer, was den angestammten Futtermeister oder die gewohnte Futtermeisterin angeht. Für Miss Jones galt nur, Hauptsache das Kröpfchen und im Umkehrschuss auch das kleine Bäuchlein waren üppig gefüllt. Von daher auch ihr Spitzname dicke Prinzessin. Wer so gut und reichlich gegessen hatte benötigte natürlich auch ein Verdauungsschläfchen. Als Miss Jones noch ein Nestling war und sie im Nistkasten untergebracht werden konnte, wurde das Nistkastenloch mit Volierendraht abgesichert damit die aufmüpfige Dame nicht aus dem Kasten klettern konnte, wenn niemand zugegen war. Im Alter von vier Wochen durfte sie dann auch in einen kleinen Transportkäfig umziehen, in welchem sie durch angequetschte Körnchen auch nach und nach lernte, ihr Futter selber zur entspelzen.


MJ - Die Metallkappe MJ - Noch recht kahl
Wie schon auf dem Schüsselbild zu erkennen, verlor die Dame im Alter von ungefähr vier Wochen diese glänzende Wundabdeckung mit einem lauten Plong als sie sich ihr Köpfchen schubberte. Dieses hat durch den Heilungsprozess mit Sicherheit auch unheimlich gejuckt. Die Wunde war weitestgehend verheilt, nur das Haupt noch kahl. Ob sich hier jemals noch ein paar Federchen tummeln würden, blieb abzuwarten. Um es schon voraus zu nehmen. Ihr Köpfchen hatte sich, bis auf eine bleibende Narbe, fast wieder komplett bewaldet, so dass die Dame mit Erhalt ihres Erwachsenengefieders eigentlich wie jeder andere Wellensittich ausschaute.


MJ - Kraulzwerg MJ - Kontakt zu Artgenossen
Me and Misses Jones. So locker flockig das Ganze mit der Aufzucht jetzt auch ausschaut, eine Handaufzucht ist nichts, was ein Mensch aus reiner Neugierde oder aus dem Habenwollen-Effekt heraus in Angriff nehmen sollte. Wenn eine Brut problemlos abläuft kann man sich glücklich schätzen, denn das Tier gehört unter die fürsorglichen Fittiche seiner Mutter oder falls vorhanden einer liebevollen Amme. Deshalb sind Mensch und Wellensittich in dieser Hinsicht auch nicht füreinander bestimmt. Hat man jedoch aus einem der zu Beginn genannten Gründen solch einen bemitleidenswerten Quälgeist an der Backe, ist das eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, in welche man im Idealfall mehrere Bezugspersonen mit einbeziehen sollte, da so ein Knirps während seines Wachstums immer sehr viel Hunger an den Tag legt und dieser, ähnlich seinen menschlichen Gegenstücken, regelmäßig gefüttert werden sollte. Eine solche Handaufzucht stärkt natürlich die Vogel-Mensch-Bindung. Miss Jones ließ sich deshalb, wie die anderen Handaufzuchten auch, gerne ihre Rübe kraulen, denn ein gleichgesinnter Artgenosse fehlte ja. Damit man den Absprung nicht verpasst, sollte man das futterfeste Tier recht schnell vergesellschaften, um die menschlichen Züge so gering wie möglich zu halten ... ... Denn auch wenn Miss Jones direkt nach ihrer Eingliederung in den Schwarm noch ein wenig verschnupft gegenüber ihren menschlichen Zieheltern also auch gefiederten Mitbewohnern reagierte, so hatte sie sehr schnell Anschluss zu ihren Artgenossen gefunden. Bis auf einen Brutversuch mit ein paar unbefruchteten Eiern hat die Dame nie gebrütet und auch keinen festen Partner gehabt. Dennoch hat sie allen möglichen Zwergen gern die Köpfchen gekrault und ihr Leben sehr genossen.


MJ - Der letzte Weg
Der Kreis schließt sich. Das Leben nimmt immer seinen Anfang und sein Ende, im Falle der kleinen Maus viel zu früh und vor allem aus heiterem Himmel. Doch weiß man nie, was in so einem kleinen Tierchen steckt. Miss Jones machten jedoch auch multifaktorielle Erkrankungen zu schaffen, die ich Zeit ihres Lebens ganz gut im Zaum halten konnte. Arthrose machte ihr schon in jungen Jahren zu schaffen, eine krankhafte Hyperkeratose ließ ihre Nasenwachshaut übermäßig wachsen und sie litt unter wiederkehrenden Darmproblemen. Dinge, die vielleicht Mama Hermine schon bei ihrer Geburt wusste, der Herr Züchter aber nicht erahnen konnte. Bereut habe ich es deshalb nie, das Küken gerettet zu haben. Und ganz gleich was man nun vom Totenkult um die eigenen Haustiere halten mag, klar ist doch, dass auch ein noch so kleines Lebewesen seinen eigenen Charakter und eine unverwechselbare Seele aufweist. Ein Abschied von einem geliebten Tierchen ist immer schmerzlich. Noch ein wenig herzzerreißender macht das die Bindung zu einem Schützling, den man von klein auf unter ungewöhnlichen Umständen begleitet hat. Von daher hoffe ich auch heute noch, dass die dicke Prinzessin ein ruhiges Plätzchen gefunden hat und sie sich gelassen über ihren Herrn Züchter amüsieren kann, mit dem sie zu ihren Lebzeiten mit großer Freude ihre frechen Scherze getrieben hat. Trotz aller Umstände und widrigen Startverhältnissen führte Miss Jones ein schönes und verwöhntes Leben unter ihresgleichen ...

... bis ans Ende ihrer Tage.



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